Zu jung für das Bürgermeisteramt?

Image

Sind Sie nicht ein wenig jung, Frau Busch? – Dat Maadsche aus Birlebach? – Wieso will ein junger, dynamischer Mensch wie Sie in die Verwaltung?

Kommentare wie diese höre ich mal direkt, mal durch Dritte. Mich freut das Interesse und auch das Feedback, obwohl oder eben gerade weil ich noch relativ jung bin.

Über die Generation Y, für die ich stehe, sagt man ja einiges. Manches passt weniger: faul und zu schnell zufrieden – das können Sie von meiner Liste streichen. Aber manches, wie ambitioniert und flexibel, das würden meine Freunde sicherlich unterschreiben.

Meine Eltern sind in einer stabilen Gesellschaft groß geworden. Dass manches in Verwaltung und Regierung liegen geblieben ist, liegt wohl daran, dass es Menschen aus der Generation meiner Eltern einfach sehr gut ging und es in weiten Teilen sehr gut lief. Ich bin in erster Linie dankbar, dass diese Generation kaum Krisen oder Kriege erlebt hat. Dass an der ein oder anderen Stelle nun ein Innovationsstau entstanden ist, nehme ich als meine Aufgabe, Realität und Herausforderung an.

Während meine Großeltern noch lebten, um zu arbeiten, konnten meine Eltern schon arbeiten, um zu leben.

Globale Krise, Wirtschaftskrise, Finanzkrise, Eurokrise, Klimakrise – damit ist meine Generation groß geworden und dann kam die Pandemie. Es geht uns gut – und dennoch erkennen wir, dass alles zerbrechlich ist. Daher stellt meine Generation oft Karriere und Sinnhaftigkeit gegenüber und das tue auch ich. Wir möchten Leben und Arbeit verbinden und deshalb ist die Freude an der Arbeit mit Menschen und der Erfolg mein Antrieb.

Dennoch gilt es, den demographischen Wandel im Blick zu behalten. Wir werden immer weniger Arbeitskräfte zur Verfügung haben. Umdenken ist unausweichlich. Wir müssen Fluktuation und Vakanzen begegnen und dafür müssen wir auch eine klare und strukturierte Führung anbieten.

Ich bin nicht autoritär. Ich bin auch nicht laut oder dominant. Aber ich komme trotzdem zum Ziel. Ein ruhiger und basisorientierter Führungsstil bedeutet nicht, dass man zu schwach oder zu jung ist, um sich durchzusetzen, sondern einfach, dass man einen anderen Weg beschreitet. Ich schätze flache Hierarchien und einen partizipativen Führungsstil: Ein großes Mitspracherecht und Beteiligungsmöglichkeiten sind für mich auch in meiner jetzigen Position selbstverständlich. Der Fokus liegt auf dem Erarbeiten von Lösungen und nicht auf der Darstellung des Problems.

Offene und transparente Kommunikation sind Elemente, mit denen meine Generation aufgewachsen ist: Zum Beispiel in der Schule oder Hochschule bei Debatten, in denen man gelernt hat, Kritik gut zu formulieren und aufzunehmen.

Ich gehöre zu den sogenannten „Digital Natives“: Digitalisierung ist normal, nicht beängstigend. Kontinuierliche Weiterentwicklung ist alltäglich und muss nicht neu erlernt werden. Der Alltag meiner Generation ist seit dem Kindesalter geprägt von permanenter Kommunikation auf verschiedenen Ebenen. Diese Feedback-Kultur findet nun immer häufiger in der neuen Arbeitswelt Anklang und ich glaube, eine gesunde Führung für alle Generationen ist ein Schlüssel für effektives Zusammenarbeiten.

Also ja: Ich bin jung, aber ich denke, es ist ein Vorteil. Was ich noch nicht weiß, eigne ich mir an. Alte Strukturen zu beherrschen, muss nicht unbedingt vorteilhaft sein. Nicht, wenn die Zeit drängt, um alte Wege neu zu erschließen.